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Wissenschaft als Schlüssel zur Zukunft: Bürokratie abbauen, Eigenverantwortung stärken

von Martina Brockmeier

Selten zuvor standen wir als Gesellschaft vor so fundamentalen Herausforderungen wie heute: Kriege, Umweltkatastrophen und autokratische Herrscher bedrohen Sicherheit und Leben der Zivilbevölkerung in vielen Regionen, demokratische Werte geraten massiv unter Druck, Desinformation und Hass breiten sich in sozialen Medien unkontrolliert aus.

 

Doch gerade in solchen Zeiten bietet sich die Chance, aktiv unsere Zukunft zu gestalten. Wissenschaft und Forschung sind dazu der Schlüssel: Sie sind essenzielle Kräfte für Fortschritt und Wandel – ihr Potenzial entfaltet sich dort, wo mutige Ideen, kreative Köpfe und unterstützende Rahmenbedingungen aufeinandertreffen. Damit ihr volles Potential zum Tragen kommt, braucht es eine nachhaltige Finanzierung und klare politische Rahmenbedingungen. Dafür sind insbesondere drei zentrale Maßnahmen notwendig:

 

1. Bürokratieabbau als Schlüssel zu effizienter Forschung

Forschung braucht Freiräume, und zwar wesentlich mehr als ihr derzeit zur Verfügung stehen! Nur dann entstehen kreative, herausragende und schnell anwendbare Lösungen für die drängenden Probleme unser Zeit. Ein rigoroser, mutiger und möglichst sofort umgesetzter Abbau von Bürokratie ist daher eines der zentralsten Anliegen der Wissenschaft.

Wir brauchen ein System mit einfachen Genehmigungsverfahren, flexiblen Förderregularien und minimal erforderlichen Berichts- und Prüfstrukturen, das dafür um so mehr auf Zielorientierung und Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der Wissenschaft setzt. Das stärkt Kooperationen, internationale Wettbewerbsfähigkeit, Gründungen und Innovationskraft. Denn Innovationen schneller in die Anwendung zu bringen, muss das gemeinsame Ziel sein.

 

2. Eigenverantwortung fördert Innovation 

Eigenverantwortung schafft entscheidende Freiheiten für mehr Innovationen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die durch passende Rahmenbedingungen mehr Handlungsspielräume erhalten, entwickeln mutigere Ideen und finden wirkungsvollere Lösungen. Universitäten und Forschungseinrichtungen als zentrale Akteure unseres Wissenschaftssystems profitieren erheblich von der Möglichkeit, Mittel flexibel und eigenverantwortlich einzusetzen. Zusätzlich schaffen moderne, zukunftsorientierte Führungsstrukturen in Wissenschaft und Verwaltung den Raum für risikoreiche, inter- und transdisziplinäre Forschung, die Vielfalt und Zusammenarbeit fördern. Alles zusammen befördert Spitzenforschung, die Deutschland als globale Vorreiterin auf dem Feld der Wissenschaft positioniert.

3. Stärkung der Wissenschaftsfreiheit in herausfordernden Zeiten

Wissenschaftsfreiheit ist die essenzielle Grundlage für nachhaltige Innovationen in der Forschung. Eine freie, unabhängige und resiliente Wissenschaft sichert kritisches Denken und eröffnet neue Perspektiven. Nur eine freie Wissenschaft kann Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit liefern und so die Basis für evidenzbasierte Entscheidungsprozesse in Politik und Gesellschaft schaffen.

Um dieser Freiheit den nötigen Rückhalt zu geben, braucht es eine klare politische Unterstützung: ein sichtbares Bekenntnis zur Wissenschaftsfreiheit, stabile Rahmenbedingungen sowie einen nachhaltigen Ausbau unabhängiger Forschungsaktivitäten. Nur so bleibt Deutschland auch zukünftig ein Ort, an dem Innovation gedeiht, mutige Ideen wachsen und exzellente Forschung entsteht. 

 

Wissenschaft als Innovationsmotor

Eine so „befreite“ und gestärkte Wissenschaft kann ihr Potential als Innovationsmotor voll entfalten. Der nächste Koalitionsvertrag bietet die Chance, die dringend notwendigen Weichen hierfür zu stellen. Bürokratieabbau, Stärkung der Eigenverantwortung und klare Signale für die Wissenschaftsfreiheit – das sollte die Agenda prägen. Nur so können wir die enormen gesellschaftlichen Herausforderungen erfolgreich meistern. Die Wissenschaft ist bereit, ihren Teil beizutragen – geben wir ihr die nötigen Freiräume und Mittel, damit sie es tun kann.

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Autorin: Prof. Dr. Martina Brockmeier ist Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft.

Der Koalitionsvertrag steht. Wie ist er zu bewerten? Und wie kommen wir in die Umsetzung? Wir stellen im Table.Forum Regierungsagenda die Impulse wichtiger Stimmen aus Wirtschaft, Gesellschaft, Wissenschaft und Interessengruppen öffentlich und kompakt zur Diskussion. ‍ Unser Partner: Hertie School, eine international renommierte Hochschule für Politikgestaltung und gute Regierungsführung im Herzen Berlins und Europas.

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