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Versorgungssicherheit baut auf bezahlbare Energie und heimische Rohstoffe

von Peter Haarbeck

Die Welt ist im Umbruch! Deutschland und Europa müssen dringend das Thema Versorgungssicherheit stärken. Dazu kann die Getreide-, Mühlen und Stärkewirtschaft einen wesentlichen Beitrag leisten. Mit 15.000 Menschen in 500 Betrieben ist sie ein zentraler Teil biobasierter Wirtschaft. In den Betrieben werden mehr als 15 Millionen Tonnen landwirtschaftlicher Rohstoffe – Weizen, Roggen, Hafer, Mais, Kartoffel, Hülsenfrüchten – vorwiegend aus Deutschland – verarbeitet. Damit liefern sie ein Fünftel aller Lebensmittel hierzulande und gewährleisten Versorgungsicherheit. Die Branche steht massiv unter Druck. Klimawandel und Düngeverordnung sorgen für eine immer kleiner werdende Rohstoffbasis. Ohne klare Konzepte für die Energieversorgung der Zukunft gibt es keine Planungssicherheit. Produktionskosten steigen, das Risiko, dass Teile der energie- und handelsintensiven Branche abwandern, steigt.

Sichere und bezahlbare Energieversorgung gewährleisten

Die Herstellung von Lebensmitteln ist energieintensiv. Die Energieversorgung muss verlässlich, erschwinglich und planbar sein. Bezahlbare Energie ist für Handwerk und Industrie, für große und kleine Unternehmen Dreh- und Angelpunkt für Prosperität in der nächsten Dekade. Die Unternehmen brauchen für ihre Investitionsentscheidungen Planungssicherheit! Dabei muss die Energiewende als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begriffen und entsprechend finanziert werden. Und sie muss im gesamteuropäischen Kontext erfolgen, in enger Abstimmung mit den europäischen Partnern und ohne Sonderwege wie die nationale CO2-Bepreisung.

Regionale Rohstoffbasis stärken

Eine gute regionale Versorgung mit Rohstoffen ist die Antwort auf viele Fragen. Die neue Bundesregierung muss die Landwirtschaft in die Lage versetzen, die Versorgung sicherstellen zu können. Dabei sind Umwelt- und Naturschutz wie alle Fragen von Nachhaltigkeit zu berücksichtigen. Aber ohne Düngung und Pflanzenschutz geht es nicht: Ohne eine bedarfs-gerechte Ernährung der Pflanzen und ohne den Schutz vor Schädlingen und Krankheiten wird keine Sicherheit bei der Versorgung mit landwirtschaftlichen Rohstoffen herzustellen sein.

Die Düngeverordnung muss einen standortgerechten Ackerbau ermöglichen. Landwirtschaft und Wasserversorger sollten inzwischen genügend Erfahrungen gesammelt haben, um eine Flexibilisierung der starren Vorgaben zu erreichen. Die Ernten der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, dass Rohstoffe in ausreichenden Mengen und Qualitäten zur Verfügung stehen.

Der Klimawandel führt zu einem erhöhten Schädlings- und Krankheits-druck im Ackerbau. Will sich Deutschland weiter regional versorgen, braucht es harmonisierte, vereinfachte und beschleunigte Zulassungsverfahren für Pflanzen- und Vorratsschutzmittel. Nur mit einer breiten Wirkstoffpalette können Schädlinge und Krankheiten wirkungsvoll bekämpft werden.

Die immer weitere Verschärfung bestehender und die Einführung immer neuer Höchstgehalte für Kontaminanten und Rückstände ist ein Problem für die Verarbeiter landwirtschaftlicher Rohstoffe wie für die gesamte Wertschöpfungskette. Das Vorsorgeprinzip muss in jedem Fall mit den Möglichkeiten in der Praxis abgeglichen werden. Wo sinnvoll, sollten im europäischen Lebensmittelrecht Richtwerte statt Höchstgehalte festgelegt werden. Das bietet Lebensmittelunternehmen im Zusammenspiel mit den Überwachungsbehörden die Möglichkeit auf ungewöhnliche Vorkommnisse, wie sie von Ernte zu Ernte auftreten können, zu reagieren. So kann die Versorgung mit Lebensmitteln auch in schwierigen Erntejahren gewährleistet werden, ohne die Sicherheit der Lebensmittel aus den Au-gen zu verlieren.

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Autor: Dr. Peter Haarbeck ist Geschäftsführer des Verbands Getreide-, Mühlen und Stärkewirtschaft (VGMS).

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