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Mutige, langfristige Investitionen für Wissenschaft und Forschung

von Katja Becker

In einer Welt, die von rasanten Veränderungen und komplexen Herausforderungen geprägt ist, erfüllen Wissenschaft und Forschung eine Schlüsselrolle. Für sie braucht es mutige und langfristige Investitionen.

Das Fundament für die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands ist die erkenntnisgeleitete Forschung. Sie muss daher nachhaltig gestärkt werden, damit sie ihr immenses Potenzial entfalten kann.

Unabdingbar hierfür ist die Schaffung zusätzlicher Freiräume. Beim Bürokratieabbau muss weit stärker als bislang auch die Wissenschaft im Fokus stehen. Künftige Regulierungen müssen auf ihre Innovationsfreundlichkeit geprüft werden. In hochdynamischen Bereichen sollte es Experimentierräume geben, die beim Erhalt der Qualität die Effizient steigern.

Von zentraler Bedeutung ist die Weiterentwicklung der Exzellenzstrategie als besonders attraktives und international höchst renommiertes Förderinstrument für die Universitäten. Ebenso muss die Programmpauschale für geförderte Forschungsprojekte schrittweise ausgebaut werden.

Dringend sollten wir die rasanten Veränderungsprozesse in den Wissenschaften und ihren Infrastrukturen aufgreifen und nutzen, vor allem bei der Digitalisierung. Besonders vonnöten sind hier ein Forschungsdatengesetz und die Weiterentwicklung der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur. Die Forschung zu Künstlicher Intelligenz muss unbedingt gestärkt werden. Die Forschungsinfrastrukturen an den Hochschulen benötigen dringlich Investitionen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Das bereits beschlossene Sondervermögen bietet hier einen guten Anknüpfungspunkt. 

Ebenso gilt es, die Innovationskraft der lebenswissenschaftlichen Forschung zu stärken, um den medizinischen Fortschritt und die Verbesserung der Gesundheitsversorgung in Deutschland zu beschleunigen. Passgenaue Förderangebote für alle klinisch und wissenschaftlich tätigen Berufsgruppen sowie Translations-Hubs zur Übertragung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die klinische Praxis können hier viel leisten.

Auch brauchen wir verlässliche Rahmenbedingungen für einen verantwortungsvollen Umgang mit Tierversuchen in der Forschung. Dazu gehören neben Bürokratieabbau höhere Rechts- und Verfahrenssicherheit sowie die bundesweite Harmonisierung von Genehmigungsverfahren. 

Besser ausgeschöpft werden sollte auch das immense Potenzial der Pflanzen- und Agrarforschung für die Ernährungssicherheit. Hierzu braucht es rechtliche Rahmenbedingungen für den Einsatz neuer Züchtungstechniken in der EU. Auch können gemeinsame Forschungsansätze von Wissenschaft und Praxis viel beitragen. 

Auf europäischer Ebene müssen die anstehenden Verhandlungen über die künftigen EU-Mittel für Forschung und Innovation und ebenso der von der EU-Kommission geplante „European Research Area Act“ im Interesse der deutschen Wissenschaft aktiv mitgestaltet werden.

Auf globaler Ebene sind drängende Aufgaben im Spannungsfeld von Wissenschaftsfreiheit und Forschungssicherheit zu lösen. Hier muss endlich eine ressortübergreifende Strategie für Wissenschaftsdiplomatie etabliert werden und müssen Bund, Länder und Wissenschaft gemeinsam eine resiliente Sicherheitsarchitektur für die deutsche Wissenschaft gestalten.

Mehr denn je gilt es, die Wissenschaftsfreiheit und ihre Prinzipien weltweit gegen zunehmende Bedrohungen und Einschränkungen zu verteidigen und wo immer möglich zu stärken. Sie ist ein wesentlicher Pfeiler unserer liberalen Demokratie und der offenen Gesellschaft. 

Die vor uns liegenden enormen Herausforderungen lassen sich umso besser meistern und das enorme Potenzial von Wissenschaft und Forschung für die Innovations- und Zukunftsfähigkeit lässt sich umso produktiver nutzen, je intensiver und vertrauensvoller der Austausch von Wissenschaft und Politik ist. Politische Entscheidungen wiederum müssen mehr denn je unter Einbeziehung wissenschaftlicher Erkenntnisse getroffen werden. Hierfür sollen die bereits bestehenden Austauschformen noch effizienter gestaltet werden.

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Autorin: Professorin Dr. Katja Becker, Biochemikerin und Medizinern, ist Präsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

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