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Entwicklung des Wasserstoffmarkts effektiv begleiten

von Barbara Fischer

Union und SPD wollen die finanziellen Voraussetzungen für den Ausbau der Infrastruktur in Deutschland schaffen. Neben der Infrastruktur für Strom ist die Gasinfrastruktur (Erdgas und Wasserstoff) die zweite wichtige Säule einer sicheren, bezahlbaren und perspektivisch klimaneutralen Energieversorgung. Eine erfolgreiche Energiewende beruht auf dem effizienten Zusammenspiel der verschiedenen Energiesektoren, Energieträger und Wertschöpfungsstufen. Dafür sollten diese relevanten Fachbereiche in einem Ministerium gebündelt bleiben und die folgenden Impulse aus der Praxis berücksichtigt werden:

 

Kapitalmarktfähige Investitionsbedingungen und marktorientierter Aufbau der Wasserstoff-Transportinfrastruktur

Mit der Errichtung des Wasserstoff-Kernnetzes gehen die Netzbetreiber in Vorleistung und schaffen so die Voraussetzung, dass sich überhaupt ein Wasserstoffmarkt entwickeln kann. In der Hochlaufphase ist die Marktentwicklung von großer Unsicherheit gekennzeichnet. Dies bedeutet für die Netzbetreiber ein nicht unerhebliches Risiko. Damit Investitionen auch über das bisherige Commitment der Netzbetreiber bzw. deren Investoren hinaus möglich werden, müssen die Finanzierungsbedingungen diesem Risiko Rechnung tragen. Dazu sind kapitalmarktfähige Investitionsbedingungen durch wettbewerbsfähige Eigenkapital-Verzinsung für private Investitionen und eine Absenkung des Selbstbehaltes für die Kernnetzfinanzierung nötig. Der Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur muss marktorientiert und flexibel erfolgen.

 

Dekarbonisierungsoption Wasserstoff für alle Sektoren verfügbar machen

Um den Markthochlauf zu ermöglichen, darf es keine Verbote oder Hindernisse für den Einsatz von Wasserstoff geben. In der Hochlaufphase wird es notwendig sein, die Kostenlücken beim Einsatz von Wasserstoff zu schließen. Dafür braucht es einerseits Instrumente der staatlichen Absicherung für Investitionen. Andererseits müssen die Preise für klimaneutralen Wasserstoff durch förderliche Regularien für gasförmige erneuerbare Brenn- bzw. Kraftstoffe nicht biogenen Ursprungs (RFNBO) im Rahmen der delegierten Rechtsakte zur RED III gesenkt werden.

Angebotsseite für Wasserstoff unterstützen

Für einen erfolgreichen Markthochlauf ist es entscheidend, dass ausreichend klimaneutraler und kohlenstoffarmer Wasserstoff zur Verfügung steht. Dafür brauchen wir vor allem ein klares Bekenntnis zu unterschiedlichen Herstellungsverfahren und Quellen von klimaneutralem und kohlenstoffarmen Wasserstoff in der Hochlaufphase. Das sollte über eine Forcierung und entsprechende Ausgestaltung der Importstrategie, von Unterstützungsinstrumenten wie H2-Global und durch eine Ausweitung und ausreichende Budgetierung von Förderinstrumenten wie den Klimaschutzverträgen ermöglicht werden. Wichtig ist auch ein zügiger Aufbau eines EU-weiten Zertifizierungssystems für Wasserstoff zur Förderung des grenzüberschreitenden Handels von Wasserstoff.

 

Wichtige Rolle von Erdgas für die Transformation anerkennen und Versorgungssicherheit gewährleisten

Für die Transformation des Energiesystems und die Dekarbonisierung der deutschen Industrie ist die Umstellung von Erdgas auf Wasserstoff ein zentraler Baustein. Gleichzeitig muss die Gasversorgung noch für viele Jahre sicher gewährleistet sein, nicht zuletzt für die Versorgungssicherheit im Strombereich über Gaskraftwerke zur Stabilisierung der zunehmenden Stromerzeugung aus volatilen erneuerbaren Quellen. Dafür sind Anreize in den Bau neuer Gaskraftwerke und Rahmenbedingungen erforderlich, die einen wirtschaftlichen Weiterbetrieb und die Weiterentwicklung der bestehenden Erdgasinfrastruktur ermöglicht.

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Autorin: Barbara Fischer ist Geschäftsführerin der Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber.

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