Table.Forum

Die nächste Phase der Energiewende: Smarte Windkraft und kluge Regulierung

von Udo Bauer

Damit die Windenergie ihr volles Potenzial für Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit entfalten kann, braucht es jetzt verlässliche politische Weichenstellungen.

Die neue Bundesregierung steht vor zentralen Aufgaben: Strompreise dauerhaft senken, Versorgungssicherheit gewährleisten und die Energiewende zum wirtschaftlichen Erfolg führen. Klar ist: Die Zukunft der Energieversorgung ist erneuerbar – aber sie muss auch marktorientiert, flexibel und kosteneffizient sein. Windenergie wird dabei eine tragende Rolle spielen.

Der Ausbau der Windkraft hat zuletzt wieder an Fahrt aufgenommen. Diese Entwicklung muss mit klarer politischer Unterstützung planungssicher fortgesetzt werden. Zugleich zeigt sich: Der steigende Anteil erneuerbarer Energien bringt neue Anforderungen an das System. Die fluktuierende Einspeisung erfordert mehr Flexibilität, intelligente Netze und gezielte Investitionen in Speicher sowie Steuerungstechnologien. Deshalb braucht es jetzt eine smarte Energiepolitik – mit klaren Prioritäten:

1. Bürokratie abbauen, Marktzugang verbessern
Der Ausbau der Windenergie darf nicht durch übermäßige Regulierung und komplexe Fördermechanismen ausgebremst werden. Das EEG sollte weiterentwickelt und vereinfacht werden – hin zu einem investitionsfreundlichen, EU-konformen Rahmen, der Innovationen und Netzintegration belohnt statt hemmt.

2. Flexible Energiesysteme ermöglichen
Hybride Anlagen, Speicher und sektorenübergreifende Lösungen wie Power-to-Heat oder Elektromobilität müssen gezielt gefördert werden. Nur so lässt sich Windenergie systemdienlich, wirtschaftlich und zukunftsfähig in den Markt integrieren.

3. Flächenziel konsequent verfolgen
Das 2-Prozent-Flächenziel hat sich als Erfolgsmodell erwiesen – es sichert eine faire Lastenverteilung und schafft Spielraum für Wachstum. Seine konsequente Beibehaltung liegt im Interesse aller: von Bund und Ländern über kommunale Planer bis hin zur Wirtschaft.

4. Investitionssicherheit für Industrie und Mittelstand schaffen
Grüner Strom wird zum Standortfaktor. Unternehmen brauchen verlässliche Rahmenbedingungen, um sich mit erneuerbarer Energie direkt versorgen zu können – dezentral, preisstabil und planbar.

5. Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigen
Hier braucht es klare Zuständigkeiten, verbindliche Fristen und digitale Abläufe. Die Umsetzung der EU-Erneuerbaren-Richtlinie (RED III) muss mit Nachdruck bis Mitte 2025 erfolgen. Nur so wird das 2-Prozent-Ziel zur gelebten Realität.

6. Privates Kapital mobilisieren
Die Transformation gelingt nur, wenn private Investoren eingebunden werden. Finanzierungsbedingungen müssen langfristig attraktiv, steuerlich begünstigt und rechtssicher sein – gerade auch für mittelständische Akteure.

7. Cybersicherheit konsequent umsetzen
Windenergieanlagen sind Teil der kritischen Infrastruktur. Die Umsetzung des NIS-2-Umsetzungsgesetzes muss mit Augenmaß, aber klaren Standards erfolgen – inklusive Sicherheitsprüfungen bei sensiblen Komponenten.

8. Europäische Produktion stärken
Die industrielle Basis für Windenergieanlagen muss in Europa gehalten und ausgebaut werden. Dazu braucht es bessere Standortbedingungen, gezielte Innovationsförderung und industriepolitische Weitsicht.

Fazit:
Windenergie ist ein Schlüssel für Wettbewerbsfähigkeit, Versorgungssicherheit und wirtschaftliche Resilienz. Jetzt kommt es auf klare politische Prioritäten an.

- - -

Autor: Udo Bauer ist CEO von Enercon.

Was gehört unbedingt in den Koalitionsvertrag? In Berlin wird unter hohem Zeitdruck über große Mittel und zentrale Weichenstellungen entschieden. Wir stellen im Table.Forum Regierungsagenda die Impulse wichtiger Stimmen aus Wirtschaft, Gesellschaft, Wissenschaft und Interessengruppen öffentlich und kompakt zur Diskussion.

Unser Partner: Hertie School, eine international renommierte Hochschule für Politikgestaltung und gute Regierungsführung im Herzen Berlins und Europas.

Impressum

Table.Forum ist ein Angebot von Table.Briefings
Leitung: Regine Kreitz (v.i.S.v. § 18 Abs. 2 MStV)
Table Media GmbH, Wöhlertstraße 12-13, 10115 Berlin · Deutschland,
Telefon +49 30 30 809 520
Amtsgericht Charlottenburg HRB 212399B, USt.-ID DE815849087
Geschäftsführer Dr. Thomas Feinen, Jochen Beutgen