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Deutschlands Zukunft: global denken und wettbewerbsfähig bleiben

von Rolf Habben Jansen

Wer auf dem Weltmarkt erfolgreich sein will, muss kooperieren. Und er muss die gegenwärtigen Bedrohungen für den freien Welthandel ernst nehmen. Deutschland hat als Exportnation viele Jahrzehnte vom freien Welthandel profitiert. Damit das so bleibt, sollte die neue Koalition beherzt und konsequent die folgenden Schritte in Angriff nehmen:

1. Bürokratie minimieren

Regulierung darf Unternehmen nicht ausbremsen. Eine überbordende Bürokratie ist Gegenwind für jedes Unternehmen, das im Welthandel seinen Kurs halten will. Dokumentationspflichten, viele Anlaufstellen, unterschiedliche Fristen, endlose Genehmigungsverfahren – wenn die Ordnung zum Chaos wird, geht das auf Kosten echter Wertschöpfung. Dann leiden operatives Geschäft, Innovation und Talentförderung. Die neue Regierung darf sich gerne etwas von der bürokratischen Zurückhaltung anderer Länder abschauen und dahingehend auch auf Europa einwirken. Frei nach der Devise: Effizienz durch einheitliche Regeln, weltweit. Nur so schützt sie die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaftsträger. Bürokratie und Infrastruktur sind auch für unsere Nachhaltigkeitsambitionen relevant. Hapag-Lloyd plant bis 2045 CO2-neutral zu sein, im Einklang mit dem Pariser Klimaschutzabkommen. Der national, europäisch und global geforderte Dokumentationsaufwand ist jedoch gewaltig. Auch hier gilt: Erfolg benötigt Fokus und Ressourcen.

2. Infrastruktur modernisieren

Deutschlands wichtigster Transportsektor muss auf dem Weltmarkt auch in Zukunft bestehen können. Investitionen in die Infrastruktur sind daher unerlässlich. Die Modernisierung der Häfen und der Transportwege zu Wasser wie an Land ist dringender denn je. Bis heute fehlen politische Strategien und Investitionen, die Deutschlands Anschlussfähigkeit sichern. Ein Beispiel ist der Heimathafen von Hapag-Lloyd: Der Standort Hamburg war lange einer der wichtigsten Häfen weltweit und ein Motor der deutschen und europäischen Wirtschaft. Das hat sich längst verändert. Moderne Großschiffe können schon jetzt nicht mehr vollbeladen durch die Elbe fahren. Schlüsselprojekte wie beispielsweise die Erneuerung der Köhlbrandbrücke oder die Automatisierung von Terminals wurden stiefmütterlich behandelt und in die Länge gezogen. Deutschland braucht eine nationale Hafenstrategie, in der die Stärken der Häfen in Bremerhaven, Wilhelmshaven und Hamburg optimal genutzt und verknüpft werden.

3. Digitalisierung priorisieren

Deutschland muss seine Rolle als Innovationspionier beim Thema Digitalisierung zurückgewinnen. Die Erfolgsgeschichte der digitalen Technologien wird in den USA und China geschrieben – Deutschland muss jetzt aufholen. Felder wie Big Data, industrielle KI, Robotik und Automatisierung werden die Effizienz und den Erfolg jeder Branche maßgeblich beeinflussen. Die Schifffahrt ist dabei keine Ausnahme. Es bedarf gezielter Investitionen in den digitalen Ausbau der maritimen Infrastruktur für schnellere Abfertigung, effizientere Prozesse und weniger Bürokratie.

Deutschland hat sehr gute Voraussetzungen dafür, seine zentrale Rolle im Welthandel zu stabilisieren und auszubauen. Es ist in den Händen der neuen Koalition, diese Chancen beherzt zu nutzen und damit die Zukunft unseres Landes und die der deutschen maritimen Industrie zu sichern.

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Autor: Rolf Habben Jansen ist CEO von Hapag-Lloyd.

Der Koalitionsvertrag steht. Wie ist er zu bewerten? Und wie kommen wir in die Umsetzung? Wir stellen im Table.Forum Regierungsagenda die Impulse wichtiger Stimmen aus Wirtschaft, Gesellschaft, Wissenschaft und Interessengruppen öffentlich und kompakt zur Diskussion. ‍ Unser Partner: Hertie School, eine international renommierte Hochschule für Politikgestaltung und gute Regierungsführung im Herzen Berlins und Europas.

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