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Digitale Souveränität ist mehr als Technologie

Von Marion A. Weissenberger-Eibl

Digitale Souveränität erfordert mehr als technische und rechtliche Maßnahmen. Sie verlangt eine digital souveräne Gesellschaft. Wir brauchen ein Zukunftsbild, dass alle gesellschaftlichen Akteure einbezieht und deren Perspektiven integriert. Daher ist die Förderung von digitalen Kompetenzen unerlässlich.

Gemeinhin verstehen wir unter „digitaler Souveränität“ die Fähigkeit von Organisationen oder Staaten, die eigenen digitalen Infrastrukturen, Daten und Technologien zu kontrollieren. Souveräne Staaten schützen ihre digitale Infrastruktur vor Angriffen und Spionage und regulieren den digitalen Raum über gesetzliche Rahmenbedingungen. Sie machen sich unabhängig von ausländischen Organisationen und Anbietern, indem sie bspw. die Entwicklung eigener, interoperabler digitaler Lösungen und Technologien fördern.

All das ist gut und wichtig, reicht aber nicht aus. Denn digitale Souveränität geht über rechtliche und technische Aspekte hinaus. Zu einem digital souveränen Deutschland gehört auch eine digital souveräne Gesellschaft.

Ein Zukunftsbild für eine digital souveräne Gesellschaft

Bislang fehlt uns in Deutschland ein Zukunftsbild für eine digital souveräne Gesellschaft. Wir brauchen ein Zukunftsbild, das Orientierung gibt und motiviert, auf das wir hinarbeiten und an dem wir unser Vorgehen ausrichten können. Wenn wir in der Zukunftsforschung von Zukunftsbildern sprechen, geht es nicht um eine Sammlung isolierter Zielsetzungen für einzelne Herausforderungen oder Probleme. Wir meinen damit eine übergeordnete Vision, oder anders ausgedrückt: eine Antwort auf die Frage, wie unser zukünftiges Leben in einem digital souveränen Deutschland aussehen soll. Hier sollten wir ansetzen.

Große Ideen werden heute nicht mehr in einzelnen Branchen und Organisationen oder von einzelnen Personen geboren. Wissen über Problemlagen, Fähigkeiten und Lösungsansätze sowie auch Zukunftskompetenzen sind über viele Akteure in Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft verteilt. Daher erfordern ganzheitliche Zukunftsbilder die Integration aller Perspektiven. Wenn es darum geht, die digitale Zukunft zu gestalten, geht es also auch darum, dass alle gesellschaftlichen Bereiche mit ihren unterschiedlichen Perspektiven und Schwerpunkten mitgestalten – auch beim Thema digitale Souveränität.

Meine Wahrnehmung ist, dass Zivilgesellschaft, Bürgerinnen und Bürger einerseits zu wenig Berücksichtigung finden. Andererseits stellt sich die Frage, wie wir Menschen für digitale Themen inspirieren und sie für eine digitale Zukunft befähigen.

Digitale Kompetenz als Fundament unseres digitalen Handelns

Eine zentrale Stellschraube sehe ich in der Förderung von digitalen Kompetenzen. Digital kompetente Bürgerinnen und Bürger haben ein grundlegendes Verständnis für die Funktions- und Wirkungsmechanismen digitaler Technologien und Anwendungen. Darunter fällt der Umgang mit Textverarbeitungsprogrammen oder die Nutzung von Online- und Cloud-Diensten. Wer digital versiert ist, nutzt digitale Werkzeuge effektiv und effizient. Vor allem reflektieren wir unseren Umgang mit digitalen Diensten und Tools und hinterfragen deren Einfluss auf unser Leben und die Gesellschaft, beispielsweise die Risiken für unsere Privatsphäre und Datensicherheit. Digitale Kompetenz sollte das Fundament unseres digitalen Handelns sein – ist sie in Deutschland aber nicht.

Wir benötigen bessere Bildungsangebote und Lernmöglichkeiten. In der Schule geht es vor allem um den Kompetenzerwerb. Hier sollte das Thema Digitalisierung nicht nur isoliert betrachtet, sondern mit anderen Lerninhalten verzahnt werden. In der Berufswelt und im privaten Bereich ist es unerlässlich, die digitale Kompetenz fortlaufend zu stärken. Lebenslanges Lernen ist das zentrale Stichwort.

Digitale Souveränität ist eine kollektive Verantwortung

Akteure aus allen gesellschaftlichen Bereichen sind gefordert, die Weichen für eine digital souveräne Gesellschaft zu stellen. Digitale Souveränität ist eine kollektive Verantwortung. Die Politik reguliert und schafft notwendige Rahmenbedingungen. Sie kann zum Beispiel Förderprogramme zur digitalen Bildung entwickeln. Akteure in der Wirtschaft und insbesondere Unternehmen als Arbeitgeber haben die Aufgabe, Weiterbildungsangebote zu implementieren und eine lernfreundliche Unternehmenskultur zu schaffen. Die Zivilgesellschaft ist gut darin, zu sensibilisieren und das Bewusstsein für die Bedeutung digitaler Fähigkeiten zu erhöhen. Als Bürgerinnen und Bürger sind wir gefordert, Verantwortung für die eigene digitale Kompetenz zu übernehmen, Weiterbildungsangebote anzunehmen, dazuzulernen und uns aktiv und kritisch an einem Zukunftsbild für ein digital souveränes Deutschland zu beteiligen.

Autor: Univ.-Prof. Dr. Marion A. Weissenberger-Eibl ist Leiterin des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI und Inhaberin des Lehrstuhls für Innovations- und TechnologieManagement (iTM) am KIT.

Digitale Souveränität entscheidet über Deutschlands und Europas Handlungsfähigkeit im globalen Wettbewerb. Experten aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft erläutern in diesem Table.Forum, warum und wie strategisch investiert, föderale Strukturen modernisiert und digitale Kompetenzen gestärkt werden müssen – technisch, politisch und gesellschaftlich.

Unser Partner: Schwarz Digits ist die IT- und Digitalsparte der Schwarz Gruppe, einer international führenden Handelsgruppe (Lidl, Kaufland). Schwarz Digits bietet digitale Produkte und Services an, die den hohen deutschen Datenschutzstandards entsprechen. Zu den souveränen Kernleistungen von Schwarz Digits gehören Cloud, Cybersicherheit, Künstliche Intelligenz, Kommunikation und Workplace.

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